„Die Quadratur des Kreises“ oder auch, die „4 Runde’n müssen in das Eckige“
So oder so ähnlich gestaltet sich das Prozedere beim neuen Filament Trockner „S4“ von SUNLU.
Er fasst bis zu vier 1kg Spulen, schafft 70°C Innentemperatur, bietet Upgrade Möglichkeiten, eine Intelligente Überwachung des Filaments und rettet im besten Fall altes Filament vor der Verschrottung.
Als vor wenigen Monaten von SUNLU der S4 Trockner vorgestellt wurde, war ich sofort interessiert. Den S2 hatte ich schon und er lieferte durchaus brauchbare Ergebnisse für altes, angebrochenes Filament nach Trocknung/Erwärmung. Anders als der Name es vermuten lässt, bietet der S2 nur Platz für eine 1kg Rolle. Der S4 dagegen bringt bis zu vier 1kg Rollen Filament unter.
Unser Kontakt bei Sunlu wollte den S4 für einen Test zur Verfügung stellen, jedoch wurde im letzten Jahr leider nichts mehr daraus. Aber wie sagt man so schön? „Gut Ding will Weile haben!“
Nun habe ich das Glück den S4 in Händen halten zu dürfen, Danke an Sunlu.
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Bevor wir starten, warum einen Filament Trockner kaufen?
Die Gründe dafür muss jeder bei sich selbst suchen, ich persönlich habe mit einem Dörrautomaten begonnen und dann ziemlich schnell den S2 gekauft.
Der Grund war ganz einfach.
Will ich Kunststoffe in einem Automaten trocknen in dem ich auch Essen trockne? Bin ich bereit einen Dörrautomaten zu kaufen, um ihn dann umzubauen oder gar zerschneiden, weil sonst die Rollen nicht passen?
Aber vor allen Dingen, kann ich aus einem Dörrautomaten heraus den Drucker mit dem gerade zu trocknenden Filament versorgen?
Sollten eure Antworten auch „Nein“ lauten, dann kauf dir keinen Dörrautomaten.
Für die meisten User ist der S2 vielleicht ausreichend und bezahlt macht sich so ein Trockner kurz über lang auf jeden Fall. Günstiges Filament (PLA oder PETG) liegt so bei rund 15,-€ pro kg. 20,-€ oder deutlich mehr sind nicht selten.
Nun druckt man nicht immer die gleiche Farbe oder das gleiche Material und legt seine Rolle irgendwo ab. Bestenfalls in einer Kunststoffbox mit Silica Gel Kügelchen.
Ich habe das Glück einen „Caso FastVac 500“ nutzen zu können, aber das gute Ding kostet ne ordentliche Mark und die Folien sind auch nicht günstig auf Dauer. Zudem ist es nicht so super umgänglich, immer wieder einschweißen, auspacken usw. usf.
Auf jeden Fall zieht er ordentlich an der Luft. Also, trocknen und ab in die Folie…
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Eine Frage trieb mich dann doch umher, sollte man denn wenigstens die rund 100,-€ teure Nylon/CF Filamente einschweißen? Lange Überlegung, kurze Antwort, nein.
Für mich persönlich macht es keinen Sinn, weil das von mir genutzte PAHT-CF laut Hersteller vor dem Druck bei 100°C bis 110°C und bis zu 6 Stunden in den Ofen soll.
So „edles“ Filament kauft man eh nicht um es monatelang nicht zu nutzen, oder? Außerdem soll es lichtgeschützt gelagert werden, das können durchsichtige Folien bekanntlich nicht. Klar, man könnte nun noch etwas Zusätzliches und dann noch dies oder das…
Ach ne, es geht viel einfacher, mit dem S4 und, PAHT-CF wird eher selten benötigt. Für andere Filamente kann das aber durchaus passen, nach Nutzung oder Druck aus dem S4, in Folie schweißen.
Bis zu einem gewissen Alter lassen sich Filamente mit einem Filament Trockner wieder auf Vordermann bringen und da sind wir wieder beim Preis. Fragt euch wieviel oder wie oft ihr Filament/Reste entsorgt habt, weil sie sich kaputt gelegen haben. Dann grob im Kopf zusammenrechnen und schon könnte sich der Trockner lohnen.
Einzige Ausnahme, sollte das Filament zu alt und/oder zu unglücklich gelagert gewesen sein, hilft auch der Trockner nicht mehr. Kann man recht einfach testen, bricht das Filament nach 6 Stunden Trocknung immer noch, dann ist es am Ende und geht seinen letzten Gang.
Nun, wir sehen, es gibt ein paar Alternativen der Lagerung und Aufbereitung von Filament und meine Vorliebe muss nicht eure sein, eine Trockenbox aus der bis zu vier Drucker gleichzeitig bedient werden können und das Filament sicher gelagert wird, ist jedoch eine großartige Sache.
Technische Daten:
- Bis zu 70°C Temperatur
- Platz für vier 1kg Filament Spulen
- PLA, ABS, PETG, TPU, PA, PC
- Heizelement mit 3 Lüftern
- 50°C werden in 30min. erreicht
- 70°C werden in 50min. erreicht
- +/- 3°C Abweichung
- Automatische Trocknung bei zu hoher Luftfeuchtigkeit
- Fächer für Trocknungsmittel
- Touch Screen
- LED Status Anzeige
- 8 Anschlüsse für PTFE Schläuche
- 240V 330W
- kompatibel mit 1.75mm, 2.85mm und 3.0mm
Inhalt:
- Der Filament Trockner S4
- Ein User Guide / Handbuch
- 4 kurze PTFE Schläuche
- 2 lange PTFE Schläuche
- Kaltgerätekabel / Eurostecker Typ C
- kleines Tütchen mit Blindstopfen und Klammern
Inbetriebnahme:
Einen Aufbau oder ähnliches gibt es nicht. Der S4 wird komplett montiert geliefert.
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Ihr könnt den Trockner unterschiedlich „einrichten“. Mit den Blindstopfen verschließt ihr die 8 PTFE Kupplungen für den reinen Trockenvorgang, dann ist die Box dicht.
Die mitgelieferten PTFE Schläuche können benutzt werden um aus der Box zu drucken, dabei ist es egal ob der Trockner in Betrieb ist oder nicht. Die Rollen auf denen das Filament aufliegt, drehen sich immer frei.
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„Geladen“ wird der S4 durch zwei Klappen an der Oberseite, die mit einem kleinen Schiebehalter gesichert sind. Jeweils zwei Rollen pro Seite. Die maximale Rollenbreite geht bis 75mm, somit passen auch problemlos die breiten Amazon Basic Rollen in den Trockner sowie die breiten 3DJake Magic und ECO PLA Rollen und ähnliche.
Rückseits das Kabel einstecken und per Kippschalter Strom auf Go.
Ein Doppel Tip auf das rechte, untere Icon und der S4 startet, hörbar.
Die Lüfter im inneren Verrichten sofort ihren Dienst und der 6 Stündige Vorgang beginnt direkt.
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Um die Voreinstellungen durchzugehen, bedarf es eigentlich kein Handbuch. Es ist einfach strukturiert, simpel und selbsterklärend. Gefällt mir gut, aber war mir ehrlicherweise schon vom S2 Trockner bekannt.
Unten am Touchscreen gibt es nur 4 „Knöpfe“. Rechts der Ein/Aus Schalter, links die Set Taste für den Modus und in der Mitte die beiden Pfeiltasten, rauf und runter.
Mittig auf dem Display thront groß der 6 Stündige Timer, flankiert von der Soll Temperatur links und dem Modus rechts.
Derer gibt es zwei. Modus I trocknet das Filament und schaltet nach Ablauf des Timers den S4 aus. Modus II macht das gleiche, geht aber nach Ablauf des Timers in einen Standby Modus und startet den Trocknungsvorgang automatisch, wenn im Inneren der Box die Luftfeuchtigkeit steigt.
Ab 50% nimmt er die Arbeit auf und stoppt erst bei Erreichen von 25% Luftfeuchtigkeit.
Clever gelöst, um Filament auch längere Zeit in der Trockenbox zu belassen.
Sunlu empfiehlt unterschiedliche Temperaturen und Zeiten für verschiedene Materialien.
Los geht es ab 3 Stunden und bei 45°C. Eine Temperatur Empfehlung liegt dem S4 bei, bzw. ist Teil des Handbuches. Apropos Handbuch, es ist in Englisch und Deutsch verfasst, wobei deutsch kleiner gedruckt ist. Können wir uns geehrt fühlen, weil man uns bessere Augen unterstellt?
Zum Thema hörbar. Der S4 ist dank seiner 3 Lüfter nicht lautlos, es ist jedoch ein relativ sonores Geräusch und für mein Empfinden nicht störend. Laut Handy/Smartphone App liegt der Geräuschpegel in 30cm Entfernung bei rund 52dB.
Meine Empfindung ist aber nicht stellvertretend für andere User, jeder geht mit Geräuschen anders um, empfindet es unterschiedlich.
Gerade erst wieder beim Neptune 4 Plus Test drüber gestolpert. Ich sitze hier in nicht mal 2m Abstand zum Drucker und empfinde die Geräusche als noch annehmbar, ein anderer User fand den Drucker „Laut wie die Hölle!“ Kann man haben…!
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Kommen wir zur Energieaufnahme, eines der Wörter die man in der aktuellen Zeit häufiger zu hören bekommt. Um es abzukürzen, der Stromverbrauch ist nichts gegen die Ersparnis geretteter Filament Rollen.
Laut einfachem Energiemessgerät gehen in 6 Stunden Betrieb bei 70°C ziemlich genau 1kWh durch.
Bei 50°C was für PLA und somit den meisten Nutzern und nutzen entspricht, liegt der Verbrauch bei 0.7kWh. Mein Stromanbieter nimmt aktuell 0,38 Cent die kWh.
Kann man sich dann einfach ausrechen, wenn man seinen kWh Preis einsetzt.
Bevor ich es vergesse, innen gibt es noch 2 kleine Fächer für die Aufnahme von Silica Gel Tütchen/Beuteln, ähnlich denen im AMS von den Bambu Druckern.
Test:
Die Ergebnisse.
Ich hatte mir knapp ein Dutzend HS-PLA Rollen von Geeetech gekauft und fand neben den Daten für den schnellen Druck gerade die Farben sehr geil, vor allem für die Weihnachtszeit.
Nach wenigen Wochen begann jedoch mein AMS zu „spacken“ und dann das Hotend und die Fehler wurden immer häufiger.
(sorry an dieser Stelle an meinen „entspannten“ Kollegen mehrwiedu für die Empfehlung)
Es dauerte nicht lange und der Fehler war gefunden, er lag im Filament. Eine Kontaktaufnahme später mit Geeetech und es war klar, das Filament ist 100%ig Schuld an dem Geraffel.
Laut Geeetech ist das HS-PLA (High Speed) sehr spröde und neigt zum Brechen. Daher sollte man es immer wieder mal in eine Trockenbox oder Backofen legen. Der S4 konnte zweidrittel der Rollen „retten“. Bei einigen Rollen kam jede Hilfe zu spät.
Anmerkung an dieser Stelle:
Geeetech hat sich unproblematisch und kulant gezeigt und für Ersatz gesorgt, sehr löblich.
Auch wollten sie die Fertigung prüfen lassen, um an der „Rezeptur“ zu arbeiten. Schließlich war ihnen das Problem mit der Brüchigkeit schon bekannt. Klingt also durchaus glaubwürdig das die Firma auf Feedback hört.
Allerdings könnte man, wenn die Problematik erstmal bekannt ist, einen kleinen Zettel zu den schon produzierten Rollen legen mit eben diesem Hinweis > ist spröde > benötigt alle paar Wochen einen warmen Schlafplatz. So oder so ähnlich…
Das AMS öfter zu zerlegen, um an die gebrochenen Filament Stückchen zu kommen, ist auch nicht immer lustig.
Nun gut, der S4 hat gerettet was zu retten war und jenes Filament ließ sich danach wieder wunderbar verarbeiten.
Für ein solch empfindliches Filament eignet sich der Modus II, welcher das Filament automatisch immer wieder „aufbereitet“, wunderbar.
Danach habe ich TPU aus dem Schrank gekramt, ganz hinten, das ganz alte Zeug.
Testdrucke > viel Stringing. 6 Stunden bei 55°C in den S4, erneut die gleichen Dateien gedruckt und siehe da, keinerlei Änderung am Druckbild, gut, minimalst besser…
OK, die Einstellungen im Slicer geprüft, sieht gut aus. Also, was ist das Problem?
Ja, ich konnte es schnell rausfinden. Es liegt zu großen Teilen am Neptune 4 Plus.
Ein prima Drucker, habe ich mit viel Freude getestet. Einziger Nachteil, der Drucker neigt zu Stringing.
Also welcher Drucker soll nun das TPU drucken?
Das ist zum aktuellen Zeitpunkt wirklich nicht einfach. Ich habe mich im letzten Jahr dazu durchgerungen nahezu alle meine Drucker an die Luft zu tun um mich auf eine Handvoll moderner, schneller Drucker zu konzentrieren.
Diese sind bis auf besagtem Neptune 4 Plus und dem A1 mini alles Core X Y Drucker, zwar mit Direct Extruder, aber alle mit einem langen PTFE Tube zur Filament Zuführung. Selbst der A1 mini hat diese PTFE Tube Zuführung und wir wissen, die mögen TPU gar nicht.
Aber gut, ich riskiere es und drucke weiches TPU mit einem der Drucker. Wehe ich darf wieder die halbe Kiste zerlegen und mich mit dem Geraffel rumschlagen.
„Viele Monde später“
OK, ganz so schlimm war es nicht. Jedoch konnte auch der A1 mini das „regenerierte“ TPU nicht wirklich Stringing frei drucken. Er druckt tatsächlich TPU und das ordentlich, da bin ich wirklich angenehm überrascht.
Aber wie erwähnt, das alte, aufbereitete TPU hat es wohl hinter sich und taugt nur noch für die Mülltonne, wenn es um schöne Drucke gehen soll. Im vergleich zu PLA kann man bei TPU die Stringing Fäden nur sehr schlecht mit einem Feuerzeug oder Sturmfeuerzeug entfernen.
Die Tests zeigen mir immer wieder, dass man bei manchen Dingen umdenken muss.
In den tiefen irgendeines Kartons leuchtete mir ziemlich altes PETG entgegen. „Ha, hab ich dich!“ dachte ich und ab in den Druck. Diesmal den Ringing-Tower gedruckt, wollte ich eh mal machen und bot sich nun an. Nach gut 2 Stunden war das Ergebnis wie erhofft, nämlich mies. Jetzt darf der S4 in den kommenden 6 Stunden zeigen was er drauf hat.
Nach der Trocknung wieder in den Druck und weitere 2 Stunden später das Ergebnis. Der Druck war/ist einwandfrei gelungen. Keine Blobs oder sonstige Auffälligkeiten, prima. Mission erfüllt.
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Fazit:
Wie ich es eingangs erwähnte. Meine Lösung und Vorliebe muss nicht für euch passen, aber wenn ihr reichlich Filament habt und davon immer wieder angefangene Rollen irgendwo verstauen müsst, weil die nächste Farbe oder das nächste Material gerade geiler oder sinnvoller für ein Projekt sind, dann benötigt man kurz über lang eine Lösung für das Filament.
Reden wir von wenigen Rollen, tut es bestimmt auch ein einfacher Trockner wie der S2 von Sunlu. Er benötigt wenig Platz und hat einen geringeren Energiebedarf als der S4.
Über einen Dörrautomaten könnte man auch nachdenken, warum nicht?
Den S2 bekommt ihr unter anderem bei Amazon https://amzn.to/3RTHUAr
Den hier getesteten S4 Trocker dort https://amzn.to/3L5Dgf7
Für mich füllt der Sunlu S4 jedoch genau die Lücke auf die ich gewartet hatte zur „Pflege“ meiner Filament Rollen.
Den veranschlagten Preis von rund 130,-€ bis 140,-€ Brutto halte ich für fair und, er ist ja mehr als nur ein reiner Filament Trockner.
Sunlu bietet eine Erweiterung für den Deckel an. Unter dem Link bzw. Download findet ihr den Deckel und Rollenhalter für 3kg!! schwere Filament Rollen https://3dsunlu.com/en/NewsList/45.html
Ganz praktisch, ihr könnt auch eure Chucks darin trocknen, wobei, echte Fans waschen ihre Chucks niemals…
Vielen Dank, dass ihr bis hierhin gelesen habt und bei Fragen oder Anregungen, haut einfach was raus in den Kommentaren.
Der Andy war’s…
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