Der Zonestar Z8PM4 Pro trudelte hier ein und wollte getestet werden. 4 Farben, ein Mischsystem, großer Bauraum, flexible Druckmatte und einfache Handhabung stehen auf der „finde ich spannend“ Seite. Ob er die Erwartungen nun erfüllen konnte oder gar meine Gedanken dazu verändert hat, frei nach dem Motto von Mark Aurel „Auf die Dauer der Zeit (des Tests) nimmt die Seele die Farbe der Gedanken an“, verrate ich euch in dem Artikel.
Die technischen Angaben:
- Großer Bauraum von 300x300x400mm
- Titan Extruder
- 32bit Mainboard
- Auto Leveling
- sowohl Multicolor
- als auch Gradient Color
- 4in1 System > 4 Extruder > 1 Hotend > 1 Düse
- neues User Interface
- WIFI Modul und RunOut Sensor sind optional erhältlich
Einleitung:
Es fällt auf das der Karton recht klein ist, für einen Drucker dieser Größe erstaunlich. Die Chinesen wissen wie man platzsparend verpackt. Trotzdem ist alles sicher untergebracht und für längere Transporte gewappnet. Um direkt loslegen zu können liegen 4 Proben PLA Filament bei.
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Auffällig waren unter anderem eine Vielzahl an Macken auf den Profilen, man könnte meinen er wäre schon mal in Gebrauch gewesen (scheint aber ein Neugerät zu sein, wenn man sich die anderen Bauteile anschaut) und es purzelten 2 Madenschräubchen im Karton umher.
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Später stellte ich fest, dass eine weitere Schraube (Halter für den Z Motor) ganz fehlte. Der gut sortierte Hobbyist hat in der Regel Ersatz zu Hause.
Ein Neueinsteiger wäre aber gezwungen in den nächsten Baumarkt zu fahren.
Am Ende des Zusammenbauens stellte ich fest das auch die beiden Spindel Halter/Führungen für die Z Achse fehlten. Da der „Non“ Pro diese nicht hat, stellt es bei dem Pro kein Problem dar. Es wäre aber schön gewesen einen vollständigen Bausatz zu haben.
Der Zonestar im Detail:
Auf dem Gehäuse befindet sich, ähnlich wie beim Sunlu S8 Pro, ein Aufkleber mit den wichtigsten Technischen Daten.
Modell/Serie Z8, 300x300x400mm Build Volume, 400 Watt Netzteil, 11kg Gewicht und 52x58x80cm Platzbedarf des Druckers.
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Wir haben eine offene Bauweise, das Netzteil und Mainboard sind leicht zugänglich. Das Netzteil trägt die Bezeichnung XR-400H-24 und ist entweder ein MeanWell oder Clone. Da sich die Bilder zum verbauten leicht unterscheiden will ich dafür nicht meine Hand ins Feuer legen.
Das Mainboard ist ein ZM3E4 V2.0 mit einem ARM Cortex M3 sowie TMC2225 Stepper Treiber und 4 Stück A4988 Extruder Treiber. Das Board bietet zudem die Möglichkeit ein optional erhältliches WIFI Modul, den Filament Run-Out Sensor und einen Laserkopf anzusteuern.
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Die Verkabelung könnte besser gelöst sein, aber das ist eher selten anzutreffen, von daher will ich das nicht abwertend beurteilen. Etwas ärgerlicher ist da schon das ein Kabel den Lüfter berührt und somit im Betrieb zunächst für Geräusche und im späteren Verlauf vielleicht sogar zu einem Defekt führen kann. Nichts was 2 oder 3 Kabelbinder beheben könnten. Der normale User schaut aber eher selten unter das Kleid, daher sollte es nicht unerwähnt bleiben.
Im Allgemeinen ist die Kabelführung/Verlegung eher unterer Durchschnitt und auch die Befestigung der Heizbettkabel (eine Führung gibt es gar nicht, eine Befestigung am Druckbett ebenso wenig, nur ein Klebeband) erwecken in mir nicht das größte Vertrauen. Ebenso wie die Schrauben, die nahezu alle nicht fest angezogen waren (ich erinnere an die beiden umherwandernden Madenschrauben). Daher auch an dieser Stelle der dringende Rat, vor der Inbetriebnahme alle Schrauben prüfen und ggfls. nachziehen sowie die Kabel ordentlich verlegen und fixieren.
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Am Ende ist der Aufbau jedoch keine so große Hürde und auch für Einsteiger leicht zu schaffen. Ich selber bin ein Fan von flexiblen Druckbettauflagen, bevorzuge aber Federstahlt/Rough PEI. Die hier verbaute ist vermutlich ein BuildTak Clone. Die Haftung bei PLA ist gut, sehr gut wenn man etwas zu knapp levelt, für immer und ewig verbunden wenn man deutlich zu dicht levelt… Ersatz ist günstig und es ist ein Verschleißteil, daher keine Abwertung.
Es gibt vermutlich schlechtere, aber bestimmt auch bessere. Da schon eine Magnetfolie verklebt ist, steht dem Einsatz einer hochwertigen Druckbettauflage nichts im Weg.
Der erste Start:
Der erste Start, über den seitlichen Druckknopf (erinnert stark an den CR-10 Smart/Pro, ist beim Zonestar nur deutlich kleiner) wollte nicht klappen, das Display blinkte immer nur kurz auf, das war es dann. Der Trick, länger gedrückt halten, bis das Logo erscheint, dann startet der Drucker. Ein Blick in den Reiter „Info“ ergab das die FW von Anfang 2022 war, aber Zonestar hatte schon eine aktuellere auf deren Seite.
Link zur Firmware > https://github.com/ZONESTAR3D/Firmware/tree/master/Z8/Z8P
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Das flashen selbst ist sehr simpel, Datei ins Hauptverzeichnis der Micro SD-Karte entpacken, den Drucker starten und dabei die Powertaste für ca. 30 Sekunden gedrückt halten, das war es schon.
Die firmware.bin muss im Hauptverzeichnis liegen.
Was auffällt, der Netzteil und Mainboard Lüfter sind, wie sollte es anders sein, recht laut/störend für mein Empfinden, ich bin da aber eher empfindlich.
Gemessen aus ca. 1m Entfernung sagt meine Schallmessung App rund 55dB. Sämtliche „Verfahrenswege“ aller Achsen sind allerdings sehr leise. Wenn man den/die störenden Lüfter austauscht, hat man einen sehr leisen Drucker.
Jetzt geht’s aber wirklich los:
Nun wollen wir schnell aufheizen und Leveln, für den ersten Testdruck…schnell war dann mal.
Die Nozzle benötigte gute 3 Minuten um auf 200° und das Heizbett sogar noch eine ganze Minute länger. Da sollte man etwas Geduld mitbringen.
(die 4% zeigt er schon an bevor die Temperatur erreicht ist, einfach ignorieren)
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Der Zonestar Z8PM4 Pro verfügt über ein Autolevel System, verstellbaren Bettschrauben und mechanischen End Stopps an allen Achsen.
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elevelt wird zunächst klassisch über die 4 Schrauben unter dem Bett. Diese werden über das Menu angefahren. Danach ermittelt man den Z-Offset gefolgt vom Autolevel Vorgang (auch da wird man sauber durch das Menu geführt).
Ich hatte in den ersten Versuchen jedoch deutliche Probleme, so gab ich auf und habe mich aufs manuelle Leveln verlassen. Des einen Freud ist des anderen Leid, in dem Fall ist es gut, dass noch via Schrauben eingestellt werden kann.
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Die Probleme waren folgende, der Sensor löste zunächst gar nicht aus. Er fuhr vor die Endstops welche er gekonnt ignorierte, um dann ein Loch im Druckbett zu hinterlassen. So viel zu „Catch Z-Offset“ Der Verdacht ging in Richtung defekter Sensor.
Dank der Unterstützung eine Kollegen konnten wir den Sensor aber zur Arbeit bewegen.
Das Problem war jedoch immer noch nicht gänzlich behoben, er reagierte nun zwar und stoppte, der Abstand zum auslösenden „Metall“ war aber zu hoch. Das quittierte er mit den Unterschiedlichsten Werten und wiederholten Error Meldungen beim Autolevel Vorgang.
Abhilfe schaffte eine Aluminiumfolie die zwischen Magnetfolie und flexiblem Druck Bett gelegt wurde. Grundsätzlich ist der Sensor einige mm verstellbar, aus einem mir nicht bekannten Grund klappte es am Ende nur mit der Alufolie.
Ein Bettlevel Test liegt als G-Code auf der Karte.
Ein Highlight:
Apropos Karte. Der Inhalt und die Dokumentation sind absolut vorbildlich. Egal wieviel Stirnrunzeln es bis hierhin gegeben hat, das machen sie prima.
Eine Vielzahl an PDF-Dokumenten, links zu Videos, Testdateien, Firmware, Zubehörteile als STL, FAQ und Hilfestellung.
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Erste Ergebnisse und Qualität:
Der Bettlevel Test ging so gerade noch als OK bis gut durch, also an das erste Testmodell, die Vase im Gradient Modus. Ja, er hat sie gedruckt und die Oberfläche würde ich als recht gut bezeichnen, die Probleme mit den ersten Layern und der Mischgeschichte waren aber noch nicht gelöst. Außerdem hat er irgendwie die Sache mit dem Gradient nicht richtig verstanden. Er sollte Weiß bis Blau drucken, auf den Bildern sieht man schön wie er das gekonnt ignorierte.
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Den Kalibration Cube, hat er, vom ersten Layer bzw. Misch Problem abgesehen, gut gedruckt. Filament gewechselt und wiederholt, alles prima gelaufen.
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Ein darauffolgender 3 farbiger Pinguin hatte dann wiederum deutliche Probleme, sowohl mit der Zufuhr eines Filaments (Extruder 3) als auch der Mischung, oder andersrum. Der Filament Wechsel ist im Übrigen recht hakelig. Die Öffnung geht schräg nach hinten/oben raus, der Feeder sitzt recht straff und durch die Anordnung der 4 Extruder, dicht beisammen plus die knapp darüber schwebenden Filament Rollen ist Geduld und Hornhaut an den Fingerspitzen vonnöten.
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Zu Erwähnen an dieser Stelle, die 4 Extruder berühren sich wenn man sie „normal“ verbaut. Das Zahnrad des linken Extruders reibt am Feeder des benachbarten Extruders. Also alle gelöst und so gut es ging schräg montiert.
2mm Abstand hat das gebracht und ein Problem weniger.
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Auch hier die Probleme im Einzelnen. Sowohl die Gradient Funktion als auch der Mehrfarbdruck wurden nicht sauber ausgeführt. Ich bin der Meinung in Cura alles „richtig“ gemacht zu haben und vermute das der Zonestar die Befehle fehlinterpretiert?!? Ist das überhaupt möglich? Fakt ist jedoch, er mischt wie vorgegeben die Farben bis kurz über die Füße vom Hund, um dann damit aufzuhören. Beim Pinguin das gleiche Problem, zum einen ignoriert er Farbe Nr. 3, zum anderen säubert er im Bereich des Schnabels nicht mehr, druckt einfach blau weiter (siehe Prime Tower)
Die Vase im Gradient Modus ist augenscheinlich gut geworden, jedoch sollte er von unten nach oben, von weiß nach blau einen Übergang/Gradient drucken. Das Ergebnis spricht für sich selbst.
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Also, ran an den Hund und weiter drucken. Da konnte man schon die ersten Problem mit Unterextrusion erkennen. (diesem Problem stelle ich mich später)
Stringing war sekundär, da ferige G-Code Datei von der Karte.
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Slicen und Profile:
Die zuvor gemachten Sorgen betreffend des einpflegen ordentlicher Profile in Cura verschwanden ganz schnell wieder. Zonestar legt auf der Karte (wir erinnern uns an den tollen Inhalt) sowohl eine Cura Version 4.1.1 als auch einen Cura Ressourcen Ordner ab. Den Inhalt dieses Ordners braucht man nur in das entsprechende Gegenstück vom installierten Cura kopieren und schon kann man den Zonestar als „Non Network Printer“ problemlos hinzufügen, Zonestar möchte den Z9M4 angelegt haben…
(das Druckbett von 310x310x400mm noch auf 300x300x400mm ändern)
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Eine sehr ausführliche Anleitung, wie der Drucker eingepflegt wird und welche Einstellungen man wie anpassen sollte, liegt als PDF bei. Auch das Erstellen und Positionieren eines Prime Towers (zum Abstreifen der „alten“ Farbe vor einem Wechsel) wird sehr ausführlich erklärt.
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Vorläufiges Fazit:
Licht
- großer Bauraum
- flexibles Druckbett bzw. Auflage
- normale Lautstärke, nach Lüfter Umbau sehr leise
- 3 fache Bauteilkühlung
- Cura Profile vorhanden
- sehr gute Dokumentation und Inhalte der Micro-SD Karte
- übersichtliches Bedienmenu
Schatten
- optische Beschädigungen der Profile
- fehlende Bauteile und Schraube
- die Micro-SD Karte lässt sich nur fummelig einsetzen
- lange Aufheizphasen sowohl für das Bett als auch die Nozzle
- einsetzen und wechseln von Filament sehr hakelig
Ich könnte noch die Problematik mit der Autolevel Geschichte und das falsche?!? Mischen der Farben auf die Schattenseite packen, möchte dem Drucker aber noch Chancen einräumen und werde mich in der nächsten Zeit eingehender damit befassen. Einen Single Farbdruck meistert er problemlos, die Ergebnisse sind vorzeigbar und ich habe die Profile noch gar nicht optimiert. Da steckt also ein gewisses Potential drin.
Die bis dato aufführbaren Schattenseiten sind kein KO-Kriterium für den Zonestar.
Ich hege die Hoffnung die anderen „Ungereimtheiten“ in den Griff zu bekommen.
Stellt sich jedoch heraus dass die Probleme nicht lösbar oder auf mangelhafte Bauteile zurückzuführen sind, werde ich das hier nachtragen.
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Auf Anfrage…
Zonestar hat geantwortet und ich bin ehrlich zu euch. Wir haben viel Zeit und Nerven investiert, unterschiedlichste Einstellungen und Empfehlungen versucht…
Das wird nichts mit Zonestar und mir. Warum? Ich zeige euch deren „alllösende“ Antwort.
1. First, the color mixing hot end is more suitable for printing gradient models.
2. When you print multicolor models, if you encounter the problem of hot end blockage. It is recommended that you:
a. Increase the hot end temperature (205 ℃ for PLA, 215 ℃ for PLA+).
b. Reduce the printing speed to about 40mm/s.
Sie sagen im Grunde dass ihr Drucker eigentlich nicht für Mehrfarbdrucke geeignet ist und wenn man es trotzdem versuchen will, sollte man den Speed runter und die Temperatur erhöhen. So „könnte“ man ein Verstopfen verhindern.
Als hätten wir nicht alles versucht.
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Anbei ein paar Bilder. Das Hotend neigt, „egal welchen Namen man im Kreis tanzt“ zu Verstopfung.
Die Filament Kanäle fahren gerade runter, um dann kurz vor der Düse im rechten Winkel irgendwie zum Ausgang zu finden.
Das Loch in der Bauteilkühlung stammt von der Befestigung/Schraube > von Zonestar!
Die Chinesen sind da wohl eher einfach gestrickt und nebenbei hat man einen Kanal wo das Filament, wenn er mal wieder verstopft, sauber ablaufen kann.
Leider, und ich betone das „LEIDER“, kann man nicht zu dem Zonestar Z8PM4 Pro Mischer raten.
Er hat jede Chance bekommen, versprach doch tolle Druckergebnisse und verschiedene Anwendungsgebiete. Auch mit Hilfe einiger sehr kompetenter Leute, gerade im Bereich „Mischer“, konnte der Drucker nicht zuverlässig zum Arbeiten bewegt werden.
Mag sein das ich ein Montagsgerät erwischt habe, aber die Informationen die ich während der längeren Testphase sammeln konnte, zeigen recht klar, dass das System schon von der technischen Seite eher in die Kategorie gehört: „Ich kann mit vielen Farben drucken“. Zonestar so: „halt mal mein Bier!“
Vielen Dank, dass ihr bis hierhin gelesen habt und bei Fragen oder Anregungen, haut einfach was raus in den Kommentaren.
Der Andy war’s…